Herero: Roman

Buchseite und Rezensionen zu 'Herero: Roman' von Gerhard Seyfried
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Inhaltsangabe zu "Herero: Roman"

Format:Taschenbuch
Seiten:640
EAN:9783746620268

Rezensionen zu "Herero: Roman"

  1. Ein finsteres Kapitel deutscher Kolonialgeschichte

    Namibia wurde von 1884 bis 1915 von den Deutschen kolonisiert. Deutsch-Südwestafrika, wie es zu dieser Zeit hieß, war die einzige Kolonie, in der sich viele Deutsche niederließen und sich mit den verschiedenen Völkern der Bantu ( Damaras, Hereros, u.a.) und Khoisan (Nama, San, u.a.) auseinandersetzen, bzw. zusammenleben mussten. Die Spanier und Briten hatten ihr Interesse an diesem Land schon früh verloren, als der Bremer Tabakhändler 1883 anfing, erste Gebiete auf dem Namaland zu kaufen. Gerüchte über Goldvorkommen lösten einen regelrechten Boom aus und so war es nur eine Frage der Zeit bis es zu Konflikten und 1904 schließlich zum Aufstand der Hereros kam.
    Seyfried lässt den Berliner Kartographen Carl Ettmann 1903 nach Nambia reisen. Er soll im Auftrag des Kaisers genaue Karten des Landes anfertigen.Ebenfalls frisch eingetroffen ist die abenteuerlustige Photographin Cecilie. Die beiden lernen sich kennen. Als die Aufstände ausbrechen, wird er zur Kaiserlichen Schutztruppe eingezogen, während sie sich auf eigene Faust in Begleitung eines Missionars durchs Land schlägt.

    "Worry, worry, Deutschmann!"

    Das sind die Rufe der Hereros aus dem Busch, um den von Angst und Hunger verunsicherten Deutschen in der Nacht die Ruhe zu rauben. Der Aufstand ist ausgebrochen, die Farmer werden niedergemetzelt, das Vieh geraubt. Es war die Reaktion auf Landraub, Übervorteilung und menschenunwürdige Behandlung der Einheimischen. Die Rache der Deutschen lässt nicht lange auf sich warten. Die Hereros werden am Waterberg in die Enge getrieben und weiter in die Kalahari gedrängt, wo sie elendig verdursten. Völkermord, bewusst von General Trotha angeleitet. Die Nama (Buschmänner), die anfangs noch an der Seite der Deutschen kämpfen, erkennen bald die Sinnlosigkeit und stehen selbst gegen sie auf.

    Ein Comicautor, der Romane schreibt, kann das gut gehen? Aber sowas von! Die Ausgabe des Aufbau Verlags enthält im Gegensatz zur Eichbornausgabe keine Fotos und Karten, jedoch versteht es Seyfried mit seinen Beschreibungen und Vergleichen die Bilder im Kopf entstehen zu lassen. Meine Vorstellungen hielten einer Überprüfung bei Wiki und Konsorten stand. Umfangreich und genialistisch in Szene gesetzt, mit immer wieder durchscheinenendem "linken" Gedankengut (so kenne ich ihn von seinen Comics), beschreibt er die Ereignisse. Größenwahn, Überheblichkeit und Inhumanität kennzeichnen wohl alle Kolonien, wir dürfen uns zu den Monstern zählen! Am 10. Juli 2015 wurde erstmals das Wort "Völkermord" dafür vom Auswärtigen Amt gebraucht.